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Reisetagebuch
US South 27 März – 19. April 2013 |
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Quer durch den Süden der USA, vom Ost nach West, mit einem 11 m ClassA
Wohnmobil. Das ist unsere geplante Reise über ca. 4‘500 km, mit Start in
Atlanta, durch die 8 Bundesstaaten Georgia, Florida, Alabama, Mississippi,
Louisiana, Texas, New Mexico und Arizona bis zum Ziel nach Phoenix. Die USA sind bereits zum achten Mal unser Ferienziel. Was
erwartet uns im Süden dieses Landes, den wir noch nicht kennen? Welche
Überraschungen kommen auf uns zu? Autopannen? Wie wird das Wetter im
März/April sein? Welche Eindrücke werden diese Reise prägen? 25.3.13 Die Vorzeichen für unseren Lufthansa-Flug nach Atlanta
sind alles andere als optimal: vor 10 Tagen Flughafen Frankfurt wegen starken
Schneefällen praktisch lahmgelegt, letzte Woche Lufthansa Streik – über 700
Flüge annulliert und jetzt zwei Tage vor Abflug sind weitere Schneefälle
angekündigt. Uns bleibt nichts anderes übrig als trotzdem optimistisch auf
unseren Reisestart zu warten. |
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Mittwoch
27. März 2013 |
Bern - Zürich – Frankfurt - Atlanta |
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Um 3 Uhr Tagwache, dann Taxi zum Bahnhof, 4:20 Zug nach
ZH-Flughafen. Die Tickets für Monika, die auf Mister lauten, kann der Swiss
Angestellte auch nicht umbuchen; also fliegt Monika als männlicher Passagier.
Dafür starten die Flüge nach Frankfurt und nach Atlanta pünktlich. Atlanta
erwartet uns mit Sonne aber kräftigem Wind bei ca. 15 Grad. Das
Einreiseprozedere dauert diesmal fast eine Stunde, dann ziehen wir bei der
Zollkontrolle den Joker und müssen uns für eine weitere halbe Stunde in einer
Schlange für eine genaue Zollkontrolle gedulden, nachdem wir sicher viermal
betätigen mussten, dass wir keine Lebensmittel, im Besonderen Fleisch, in die
USA einführen. Transfer zum Best Western Airport South, wo vom Bett aus der
direkter Blick auf eine der zahlreichen Pisten inbegriffen ist. Da in der
unmittelbaren Umgebung kein Restaurant zu sehen ist, bestellen wir
telefonisch ChickenFriedRice beim Chinesen Golden
Crown mit Lieferung auf das Hotelzimmer > sehr gut, nur der Chinese hat
sich auf amerikanische Portionen eingestellt; da wären noch zwei Personen
mehr satt geworden. |
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Donnerstag
28. März 2013 |
Atlanta GA – Woodstock GA – La Grange
GA |
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Schweizerisch pünktlich auf die Minute fährt eine schwarze,
schwergewichtige Dame des ShuttleService mit einer
deutlich glänzenden Nylonperücke auf dem Kopf, beim Hotel vor und bringt uns
während der Atlanta rush hour
in das 70 km nördlich gelegene Woodstock (nein, es ist nicht das Woodstock)
zum Wohnmobilvermieter Moturis. Alles scheint OK
ausser einer roten LED der Batteriekontrolle, aber die soll sich nach einigen
Stunden am Stromnetz in gelb oder grün umwandeln.
Nächste Koordinaten Wallmart, wo wir uns mit Food
und den andern nötigen Campingutensilien eindecken. Wie gewohnt schlägt der
erste Einkauf gegen die 200 $ Marke (Abwaschmittel, Haushaltpapier und
Holzkohle sind enorm teuer J).
Kurz nach Mittag geht die Reise Richtung Süden los. Das Gefühl für das 11 m
Wohnmobil muss schnell vorhanden sein, denn der Verkehr auf dem teilweise
7spurigen Highway rund um Atlanta ist alles andere als gemütlich. Nach ca.
drei Stunden Fahrt erreichen wir gegen 15 Uhr etwas ausserhalb von La Grange
unseren ersten Campingplatz am West Point Lake. Alles stimmt: sonniges
Wetter, der Frühling ist hier echt spür- und sichtbar, gemütlicher Platz im
Wald mit Seesicht und WiFi Verbindung, brennender Holzkohlegrill, etwas
Fleischiges um es darauf zu legen (tsch-tsch) und
roter Rebensaft ist auch verfügbar. Fazit: Camping-Start voll gelungen. |
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(Kar)Freitag
29. März 2013 |
Lagrange GA – Lake Seminole (Three River State Park) FL |
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Ein kühler Morgen, die Nachttemperaturen fallen auf 5 Grad,
dafür wolkenlos und sonnig. Erstes Frühstück im Wohnmobil mit Pulverkaffee
und Rührei aus dem Tetrapack mit Speck. Die rote
LED der Batteriekontrolle weigert sich standhaft ihre Farbe in einen anderen
Farbton zu wechseln. Aber der V10 startet dennoch problemlos und die Reise
geht weiter südwärts. Nach Columbus (für BIT Kollegen – nein, hat
nichts mit SW-Deployment zu tun, für Kenner der
antiken Seefahrerkunst – ich weiss auch nicht wie Columbus mit seinem Schiff so weit ins Festland eingedrungen ist) fahren wir auf dem
historischen Highway 1 weiter Richtung Süden: die ersten imposanten
Südstaatenhäuser tauchen auf, dann über 100 km nur Wald mit spärlich
vorhandenen Häusern, wobei mindesten jedes zehnte eine Kirche ist. Auch die
ersten Sümpfe mit dunklem Wasser und bizarren, kahlen Baumstämmen, die darin
zu verfaulen scheinen, schmücken links und rechts unsern Weg. Wir passieren
die Staatsgrenze nach Alabama, um nach ca. 20 km, bereits im Staate Florida
unsere Fahrt fortzusetzen. De Campingplatz im Three
River State Park ist ein richtiger Volltreffer: idyllischer, grosser Platz
direkt am See, über 20 Grad warm, sonnig fast heiss, das Firewood
kostet zwar 5$, brennt aber nur wie wenn es 2$ Wert ist. Dennoch, die Pouletbrüste sind durch und nur leicht schwarz und
schmecken bei unserem Abendessen im TShirt im
Freien bei Sonnenuntergang hervorragend. |
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Samstag
30. März 2013 |
Lake Seminole FL - Carabelle Beach FL |
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Unglaublich, schon um 8 Uhr Temperaturen, die uns zum ersten
open air Frühstück einladen. Eigentlich schade,
dass wir diesen wunderbaren State Park heute schon verlassen müssen. Aber
über die Ostertage bleibt uns nichts anderes übrig, als die Campgrounds im Voraus zu reservieren, da die Amis über
die Feiertage in Scharen zum Fischen und Camping ausschwärmen. Das Meer,
genauer Carabelle Beach in Florida am Golf von
Mexico, ist unser heutiges Tagesziel, das wir am frühen Nachmittag erreichen.
Vorher noch schnell die Ess- und Trinkvorräte auffüllen und das Wohnmobil
auftanken – 48 Gallonen mehr im Tank - 180 $ weniger auf dem Konto. Der
Campingplatz ist auf Snowbird People ausgerichtet: neben den normalen
Strom- Wasser- und Abwasseranschlüssen, dürfen ein highspeed
Internet- und ein Kabel-TV-Anschluss mit mindestens 40 Kanälen auf jedem
Platz nicht fehlen. Das hat nicht mehr viel mit Camping zu tun; ein
spezielles Völklein, diese Snowbirders.
Ein erstes Sonnenbad am schneeweissen Beach wirkt wunderbar auf unsere
lang-Winter-geschädigten Seelen. |
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Sonntag
30. März 2013 |
Carabelle Beach FL |
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Heute ist Ruhetag, damit wir fit sind, die lange Reise in den
Westen zu starten. Gemütliches Frühstück an der wärmenden Sonne, lesen,
Standspaziergang, Apèro usw. Es ist uns schon fast
peinlich, bei diesem miesen Osterwetter, welches die Schweiz beherrscht, zu
erwähnen, dass wir leichte Beschwerden eines beginnenden Sonnenbrandes
ertragen müssen. Mitten im Zustand zwischen Lesen und Dösen werde ich
akustisch von vier pinkigen Snowbirderinnen
angefallen, welche den Drang verspüren auf dem Campground
den Ersatz-Osterhasen spielen zu müssen und Schokoriegel und Butterfinger an die verängstigten
Gäste verteilen. |
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Montag 1. April 2013 |
Carabelle Beach FL – Big Lagoon State Park FL |
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Von nun an westwärts. Auf dem HW 98 fahren wir der Küste
NW-Floridas entlang, über Mexico City, Panama City, Fort Walton Beach. Aus
dem Autoradio ertönt „dust in the
wind“ von Kansas; genau bei diesen Song sind wir vor 36 Jahren bei unserer
ersten Floridareise im Wohnmobil fast verschmolzen – ein deutliches Zeichen,
dass doch die Zeit vergeht. Im Wall Mart Super
Center Panama City Beach fällt der Aufenthalt etwas länger aus, damit unsere
Garderobe mit Tee’s und Jeans aufgefrischt wird.
Danach müssen wir wieder einmal erfahren, dass wir die Distanzen hier immer
wieder unterschätzen: von Carabelle bis zum
westlichsten Zipfels Floridas, kurz nach Pensacola, vergehen doch 5
Fahrstunden. Alles besetzt auf dem Campground- zum
Glück haben wir auch hier noch online reserviert. Der Park ist schön aber
doch etwas grotesk: Natur pur mit Sümpfen, angeblich mit Alligatoren,
Waschbären und was sich sonst noch in diesen Lagunen tümmelt.
Über die Lagune in 2 km Sichtweite mehrere 25-stöckige Hochhäuser, welche auf
den äusserten Sandbänken erbaut wurden – es muss einen besonderen Kik auslösen, hier im 20.ten Stockwerk den nächsten Hurricaine zu erleben. |
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Dienstag 2. April 2013 |
Big Lagoon State Park, FL – Convent, LA |
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Weiterhin sonnig und weiter westwärts. Heute ist die
Interstate 10, eine der grossen US-Ost-West Verbindungen, während 5 Stunden unser
Gastgeber, damit wir die doch recht grosse Distanz bis westlich von New
Orleans in nützlicher Zeit überwinden können. Wir durchqueren die südlichen
Teile von Alabama und Mississippi und betreten zum ersten Mal Louisiana. 5 km
nach der Staatsgrenze zu Alabama ertönt aus dem Autoradio „sweet home Alabama“ von Lynyrd
Skynyrd – das kann kein Zufall sein. Wer gerne über Brücken fährt, dem sei
die Route von Mobile (AL) bis Batton Rouge (LA)
wärmstens empfohlen: mehr als 50 km über holprige Brücken-Betonplatten werden
garantiert. Der Verkehr durch New Orleans ist trotz günstiger Zeit um 14 Uhr
für ältere Schweizer Wohnmobilfahrer unerwartet anspruchsvoll. Der
angesteuerte Campingplatz Poche Plantation RV Park in Convent am Mississippi,
auf dem Papier hochgepriesen und exklusiv, erweist sich als Papier- bzw.
Internet-Tiger. Praktisch alle Plätze sind zwar belegt, aber Alles ist etwas
heruntergekommen, Bezahlung cash ohne Quittung. Der frühere Besitzer Richter Poché, würde sich bestimmt im Grab umdrehen oder wenn er
noch leben würde, diesen Bericht mit einer superprovisorischen Verfügung vom
Netz nehmen lassen. Gegen Abend sind doch tatsächlich einige vereinzelte
Regentropfen hör- und spürbar – uns eigentlich egal, Hauptsache mindestens 15
Grad wärmer als in der Schweiz und die Pasta mit Crevetten schmecken auch
ohne Grill hervorragend. |
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Mittwoch 3. April 2013 |
Convent, LA – Baton Rouge LA |
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Louisiana the wet
state - das haben wir bereits in der ersten Nacht
erlebt. Gewitter und heftiger Regen, der auch am Morgen noch andauert. Die
geplante Swamptour fällt buchstäblich ins Wasser
oder findet auf dem Campground statt. Also
Programmänderung: etwas länger schlafen, dann fahren wir 50 km dem
Mississippi Richtung Norden entlang. Er versteckt sich aber auf der ganzen
Länge hartnäckig hinter einem 20 m hohen Damm. Dafür können wir unzählige,
riesige, dampfende und z.T. übelriechende Fabrikanlagen bewundern, welche
fast die gesamte Uferregion des Mississippi-Unterlaufes in Anspruch nehmen.
Da es weiterhin grau und nass bleibt, steuern wir den KOA-Campground
von Baton Rouge an und schalten einen Ruhe-Nachmittag ein, mit der Planung
des weiteren Reiseverlaufes. |
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Donnerstag 4. April 2013 |
Baton Rouge LA – Lake Bruin State Park LA |
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Immer noch graues Wetter und leichter Nieselregen, wie bei uns
zu Hause im November, aber dennoch 15 Grad warm. Mississipiaufwärts
ist heute die Richtung. Mindestens 70 Km fahren wir auf Dämmen des riesigen
Stroms, z.T. links und rechts Wasser oder Sumpfgebiet auf dem HW 1North,
Brücken bei Schleusen und Wasserkontrollwehren werden überquert, bis wir Natchez erreichen. Östlich die eigentliche Kleinstadt auf
Staatsgebiet von Mississippi, jenseits der Brücke die Buisinessroute
mit Einkaufszentren auf Louisiana-Staatsgebiet. Danach noch knapp eine Stunde
Fahrzeit bis wir um ca. 15 Uhr am heutigen Ziel, dem Lake Bruin
State Park eintreffen. Wiederum ein Super-Campingplatz mit überaus
grosszügigen Plätzen, jeder ausgerüstet mit Tisch, Feuerstelle und
zusätzlichen Grill. Louisiana hat die Zeichen der Zeit erkannt und bietet auf
all seinen wunderbaren State Parks WiFi an. Trotz kühlem Wind, bei uns würde
er als Biese beschimpft, wird der Grill richtig eingefeuert und das
Rindsfilet darauf gelingt wirklich traumhaft. Ein kurzer Abendspaziergang
danach, immer noch bei leichtem Nieselregen, lässt uns an die Wetterprognosen
von morgen glauben - grösstenteils sonnig und merklich wärmer. |
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Freitag 5. April 2013 |
Lake Bruin State Park LA |
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Wir bleiben hier auf dem Campground
des Lake Bruin State Parks. Die Sonne und Wärme
lassen sich bis kurz vor Mittag Zeit, dann zeigen sie sich, wie wenn nichts
geschehen wäre. Am Nachmittag wolkenlos und angenehm warm, dann machen wir
uns auf Fotosafari nach Eichhörnchen, Schildkröten und einer uns unbekannten
Schlange. Grillfeuer und das Übliche dazu, gehören einfach auf einen
Campingplatz eines State Parks. |
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Samstag 6. April 2013 |
Lake Bruin State Park LA – Brookeland TX |
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So wünschen wir es: beim Aufstehen - Sonne und blauer Himmel.
Standardfrühstück mit Rührei und Speck, dazu Toast und Kaffee. Ein letzter
Blick zum Damm am Mississippi, dann Richtung Westen. Nachdem wir nun Georgia,
Florida, Alabama, Mississippi und Louisiana durchquert haben erreichen wir
Texas – den Staat mit den höchsten erlaubten Geschwindigkeiten auf Strassen,
den deutlich grösseren Steaks und Hüten. Der erste Eindruck zeigt aber nicht
unsere Texas-Erwartung: kurz nach der Staatsgrenze fahren wir schnurgerade
auf mindestens 70 km durch einen dichten Pinienwald. Nach dem flachen
Louisiana, gibt es hier auch wieder die ersten Hügel. Der KOA Campground in Brookland ist ganz
OK, der Empfang äusserst freundlich, das Firewood
wird per Mini-John-Deer auf den Platz gebracht und
aufgestapelt. Bei ca. 25 Grad geniessen wir nach einem Spaziergang in der
waldigen Umgebung unser Apèro und heizen den Grill
richtig ein… hhmmmm |
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Sonntag
7. April 2013 |
Brookeland TX – Waco TX |
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Wir beschliessen eine Routenänderung: die zwei Texas-Etappenziele
am Meer, Galvestone und Corpus Christi, streichen
wir; damit können wir ca. 800 km oder 10 Stunden Fahrzeit einsparen. Es liegt
mit 1‘300 km dennoch genug Texas vor uns. Texas? die nächsten hundert
Kilometer erinnern eher an Kanada: Wald, Wald, Wald – erst nach Crockett (wer
kennt noch David Crockett mit der Bieberfellmütze?)
erleben wir Texas. Ranches, mit ihren typischen Eingangseinfahrten, grüne
Wiesen mit Wasserlöchern, wo alle Sorten von Rindviechern (übrigens auch
Simmentaler), Pferde und auch überraschend viele Esel weiden. Nach über 5
Stunden erreichen wir Waco. Waco liegt nord-süd gesehen zwischen Dallas und Housten (.. we have no problem).
Den angepeilten Campground westlich von Waco gibt
es scheinbar nicht, Scheis.. dann nordwärts zum
KOA. Nur kilometerlange Autobahnbaustelle der neun Interstate 35, links wäre
der Campground, aber es gibt keine Brücke mehr.
Zufälligerweise finden wir in der Baustellenumfahrung rechts der Interstate
einen RV-Park, also nehmen wir den. Es stellt sich heraus, dass diesmal der
KOA-Campground war – OK den nehmen wir, wir sind
müde und es ist bereits nach 16 Uhr. |
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Montag
8. April 2013 |
Waco TX – Abilene TX |
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Weiter quer durch Texas. Zu Beginn trübes aber warmes Wetter,
welches sich bis zu unserem heutigen Etappenziel in einen wolkenlosen Himmel
und mehr als 25 Grad steigert. In Hico treffen wir
auf das traurige Ende des berüchtigten Billy the
Kid – hier wurde er 1950 gnadenlos erschossen. Diese Kleinstadt möchte
eigentlich davon leben – wir haben den Eindruck, dass dies eher nicht
gelingt. Hunderte von Farmen und Ranches begleiten unseren weiteren Weg nach
Westen – wir sind froh, dass wir diese Strecke bequem mit 50 Meilen/Stunde,
und nicht zu Pferd oder auf einem Planwagen wie vor 150 Jahren erleben
können. Südlich der Stadt Abilene richten wir uns auf dem Abilene State Park
ein. Wir haben fast Hemmungen für die geplagten Schweizerwettergeschädigten
zu erwähnen, dass in der Gegend wegen der Trockenheit und der Hitze akute
Waldbrandgefahr besteht. Ein Kohlegrill mit Deckel wird uns deshalb von der
Parkverwaltung kostenlos zum Gebrauch mitgegeben, weil keine offenen Feuer
entfacht werden dürfen. Auch darauf gelingen die Knoblauchbrötchen und die
texanischen Ribeye-Steaks hervorragend. Unerwartete
Besuch trifft ebenfalls auf unserem Platz ein: zwei Rehe sind auf ihre neuen
Nachbarn extrem neugierig. |
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Dienstag
9. April 2013 |
Abilene TX – Hobbs NM |
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Schon am frühen Morgen warm. Westwärts geht’s weiter. Westlich
von Abilene dominiert die gigantische Buffalo Gap Wind Farm: über 30 km
fahren wir an mehreren Hundert Windturbinen vorbei (weltweit das 7. grösste
Windkraftwerk, gem. Wikipedia mit einer Gesamtleistung von 524 Megawatt –
Vergleich AKW Mühleberg 373 MW). Danach stundenlang über 250 km an
trockenem Weide- und Buschland entlang, schon fast langweilig, nur
unterbrochen von fast identisch aussehenden Kleinstädten im Western Look. Die
einzige unangenehme Abwechslung ist der extrem kräftige Wind, welcher
den ganzen Tag aus Westen bläst und unser Motorhome
öfters aus dem Kurs zu wehen droht. 10 km vor unserem heutigen Zielort
verlassen wir Texas und überqueren die Staatsgrenze nach New Mexico. In Hobbs
sieht der vorgesehene Campground schrecklich aus:
nichts als ein unansehnlicher Kiesplatz mit Strom- Wasser- und
Abwasseranschlüssen. Etwas besser finden wir 15 km nördlich auf dem ZIA RVillas Ressort unseren Nachtplatz. Riesengross, von
Villas und Resort können wir aber nichts sehen, immerhin sind doch ein paar
Meter Grünfläche zwischen den Plätzen vorhanden, welche grösstenteils von Locals belegt sind – ein Trend, den wir auf vielen Plätzen
sehen konnten: keine Wohnung oder Haus mehr, dafür ein komfortabler Wohnwagen
und der entsprechende Pickup dazu. |
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Mittwoch
10. April 2013 |
Hobbs NM – Carlsbad NM |
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Unbegrenzte Möglichkeiten hat auch das Wetter in den USA: gestern
Morgen Abfahrt in Abilene bei über 20 Grad, nach Mittag in der Texas-Prärie
um 30 Grad, Ankunft in Hobbs bei 25 Grad. Die grosse Kältewelle aus dem
Westen erreicht uns mit kräftigem Wind und innerhalb 2 Stunden sinkt die
Temperatur um 20 Grad! Am nächsten Morgen ist der Wasserschlauch zugefroren -
unmöglich – aber wahr. Mit kalten Fingern gelingt es den Eisschlauch zu
entfernen und in der Douche auftauen zu lassen.
Danach WalMart, und weiter westwärts bis nach Carlsbad (Biertrinker: nein nicht Carlsberg) in den
Nationalpark Carlsbad Caverns.
Ein kalter Tag als wir eintreffen. Wir haben einiges erwartet aber was man
hier zu sehen bekommt ist für Nicht-Höhlenforscher überwältigend. Der Lift
bringt uns 230 m in den Untergrund, dann begeben wir uns, nachdem uns die
strengen Regeln erklärt werden, u.a. auch nicht laut zu reden, auf den Big
Room Loop in den Höhlen, der ca. anderthalb Stunden dauert. Hier etwas
darüber zu schreiben ist zwecklos - man muss es erleben oder mindestens
im Film gesehen
haben. |
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Donnerstag
11. April 2013 |
Carlsbad NM – Las Cruces NM |
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Stahlblauer Himmel, aber früh morgens noch kalt. Weiter
westlich, zuerst durch die flache Prärie von New Mexico, dann steigt der
HW82W immer weiter in den National Lincoln Forest an, bis wir auf 2‘600 m Cloudcroft erreichen, wo noch der Schnee der vorgestrigen
Kältefront in den Wäldern liegt. Dann steil hinunter nach Almogordo
und weiter zum White Sands National Monument: 70 km schneeweisse Sanddünen,
mit schlittelnden Kinder, mitten in der braunen Prärie. (Betrachter der
Fotogalerie bitte differenzieren, wo das Weisse auf den Bildern Schnee ist
und wo Sand; Zeitdifferenz 1 Stunde, Temperaturdifferenz 20 Grad – fast
unglaublich). Las Cruces ist unsere heutige
Station, eine weitflächige Stadt ohne Hochhäuser mit 100‘000 Einwohnern am
Rio Grande, der total ausgetrocknet ist, die Häuser sind teilweise in mexikanischem
Baustil erstellt und liegt etwa 80 km von der mexikanischen Grenze entfernt. |
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Freitag
12. April 2013 |
Las Cruces NM – Silver City NM |
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Heute haben wir nur eine relativ kurze Distanz von knapp 200
km vor uns. Noch einmal erleben wir die weite, sehr trockene und praktisch
unbewohnte Prärie von New Mexico. Der Campground im
City of Rocks State Park ist leider ausgebucht, ein
anderer Campground wird trotz Wegweisern und
GPS-Daten nicht gefunden, also nehmen wir den KOA-Campground.
Um Silver City herum wurden grosse Silberminen
betrieben. Das 10‘000 Einwohner Städtchen liegt auf 1‘800 m Höhe und
enttäuscht uns – wahrscheinlich haben wir ähnliches wie in schon besuchten Goldrush-Orten erwartet. Dafür geniessen wir einen
relaxten Nachmittag, bei bewölktem Wetter und 20 Grad. Für die Nacht wird die
Temperatur in dieser Höhe nur knapp über dem Gefrierpunkt liegen – zum Glück
verfügt unser Motorhome über eine gute Heizung und
den Gastank haben wir heute auffüllen lassen. |
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Samstag
13. April 2013 |
Silver City NM – Elephant Butte
Lake State Park NM |
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Ein metallischer Tagesbeginn: goldener Morgen, dann bestaunen
wir östlich von Silver City eine gigantische
Kupfermine. anschliessen trifft uns unvorbereitet der über 2‘500 m hohe Emory
Pass im Gila National Forest. Die Strasse ist zwar gut, doch steil, enorm
kurvenreich und für unser Motorhome etwas eng. Die
Abgründe am Strassenrand lassen Tigerbalsam-Einreib-Erinnerungen
hochkommen (gäu Bea). Nach dieser anspruchsvollen
Strecke könnte ich mich problemlos als Postautochauffeur für die
4-Pässe-Fahrten bewerben. Dann kurz vor Hillboro
innerhalb von ein paar hundert Metern fertig Wald - Beginn Wüste. Gemäss GPS
soll unser Tagesziel nur noch 35 Minuten entfernt sein, es ist aber nichts
als Wüste mit Sand, etwas Felsen und einigen Büschen zu sehen. 20 km
nordwärts auf der Interstate 25 das gleiche Bild. Dann taucht unverhofft die
Kleinstadt Truth
or Consequences mit
dem dahinterliegenden Elephant Butt Lake auf. Der
See ist der gestaute Rio Grande, die Stadt mitten in der Wüste erinnert an
Las Vegas. Wir beziehen unseren Platz auf dem grössten State Park von New
Mexico bei heissen 27 Grad. |
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Sonntag
14. April 2013 |
Elephant Butte Lake State Park NM |
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Ruhetag – wir bleiben im State Park Campground
am Elephant Butt Lake, der unbestritten
Ähnlichkeiten mit dem Lake Powel in Utah aufweist
und geniessen das sonnige, heisse Wetter einfach beim Nichtstun. Nach dem
Mittag leert sich der Campingplatz von den Weekend-Campern drastisch und in
diesem Wüstengebiet wir die Ruhe nur noch durch Windgeräusche und
gelegentliche Schreie von Road-Runnern (meep – meep) gestört. |
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Montag
15. April
2013 |
Elephant Butte Lake State
Park NM – Show Low AZ |
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Heute liegt die letzte lange Strecke mit über 400 km vor uns.
Zuerst 100 km auf der Interstate 25N Richtung Albuquerque, dann westwärts
alles auf den HW 60W. Das Navi zeigt „nächste Abzweigung rechts nach 324 km“
an. Die Strasse steigt auf eine Hochebene weit über 2‘000 m an, das ganze
wird begleitet von einem extrem starken und böigen Südwind, der unser Motorhome zum Schaukeln, Ächtsen
und Pfeifen bringt und teilweise Geschwindigkeiten von nur 30 – 40
Meilen/Std. zulässt und uns bis zum heutigen Ziel begleitet. Als 50 km nach
Magdalena die eigenartigen Gebilde der nationalen Observatoriums Station in
einer gewaltigen Sandstaubwolke des noch stärkeren werdenden Windes
auftauchen und wir praktisch die einzigen Menschen auf diesem verlassenen
Highway sind, glauben wir uns mitten in einem durchschnittlichen Sience Fiction Film zu befinden. Noch einmal erleben wir
die endlose, menschenleere Wüsten- und Steppenlandschaft New Mexicos. Ca. 80
km vor Show Low erreichen wir den letzten Staat auf unserer Reise, Arizona.
Unsere Nachtstation ist der Campground des Fool Hollow Lake State Park, den wir schon von unserer Reise
2005 kennen. Trockenheit, starker Wind, extreme Waldbrandgefahr – nichts mit
Steaks vom Grill – „de haut Gschnätzlets mit
Rahmsosse u Härdöpfustock usem
Bütu“. |
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Dienstag
16. April
2013 |
Show Low AZ – Lost Dutchman State Park AZ |
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Ein kühler Morgen in Show Low auf 2'000 m Höhe, aber strahlend
blauer Himmel. Auch heute geht unsere Reise auf dem Highway 60W weiter. Die
Strecke nach Globe ist ein richtiges Arizona-Bilderbuch-Erlebnis. Zuerst
durch sattgrüne Pinienwälder, dann tauchen die ersten arizonaroten
Felsformationen auf, bevor die Strasse steil in den grandiosen Salt River
Canyon herunterführt, um auf der andern Seite genau so steil wieder auf den
nächsten Bergrücken hinauf zu steigen. Nach Globe tauchen die ersten arizonatypischen Riesenkakteen auf. Die Farben der
trockenen Landschaft sind viel bunter, als wir das schon zweimal im Sommer
erlebt haben. Viel Grün zwischen den Felsen, die teilweise von
flechtenartigem Gewächs in verschiedenem Gelb leuchten und honiggelbes Gras,
welches im Sommer nur noch als braune Erde sichtbar ist. Unser Campground für die vorletzte Nacht im Lost Dutchman State
Park begeistert uns. Mitten in einer Busch- und Kakteenlandschaft, unterhalb
eines rot-braun-grünem Felsmassives - und das Beste: Feuer und Grillen
erlaubt - ich hätte es kaum ausgehalten unser T-Bonge in der Pfanne zu braten.
Bevor wir uns einrichten, fahren wir noch einige Meilen nördlich auf dem
historischen Apache Trail in die Berge, bis hinauf zum Canyon Lake. Eine
phantastische Landschaft - wir schreien nach einem echten, offenen Jeep, da
der Apache Trail auf einer Naturstrasse ca. 50 km weiter bis nach Roosevelt
befahrbar wäre. Der Sonnenuntergang über den Bergen nördlich von Phoenix ist
unbeschreiblich schön. Perfekter kann ein Ferientag nicht sein! |
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Mittwoch
17. April 2013 |
Lost Dutchman
State Park AZ – Apache Junction AZ |
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Ein gemütlicher Morgen war geplant, da die Fahrstrecke heute nur
20 km beträgt. Doch der Lärm eines landenden Helikopters 100 m neben unserm
Platz bringt etwas Dramatik. Ein Wanderer oder Kletterer, der ebenfalls auf
dem Campground stationiert ist, wird im nahe
liegenden Bergmassiv seit gestern vermisst. Eine intensive Suche mit mehreren
Helikoptern ist im Gang. Gegen 10 Uhr verlassen wir den mit Sheriff- und
Bergrettungswagen überstellten State Park und fahren zum KOA Campground nach Apache Junction. Hier schütteln wir den
Staub und Sand der letzten drei Wochen aus unseren Kleidern und sonstigem
Zubehör und packen unsere Koffer. Morgen früh werden wir unser fahrendes
Zweizimmerhaus zurückbringen und anschliessend den Rückflug in die Schweiz
antreten. |
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Donnerstag
18. April 2013 |
Apache Junction AZ – Phoenix AZ –
San Francisco CA - Bern |
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Nur ca. 20 km Fahrt zu Camping World in Mesa, wo wir unser Motorhome zurückgeben. Das Ganze verläuft kurz und
schmerzlos, die zusätzlichen Mehr-Meilen wollen verrechnet sein und nach 20
Minuten steht ein Taxi bereit, welches vom Vermieter offeriert wird und uns
zum Flughafen nach Phoenix bringt. Der etwas schmalschulterige Taxifahrer mit
Spitzbart stöhnt beim Verladen unserer vollgestopften Koffer etwas wie
„Jesus“, dafür erfreut er sich dann am Trinkgeld. Beim Einchecken sind unsere
schweren Koffer nochmals ein Thema. Die freundliche United Angestellte
akzeptiert mit einem Lächeln, einseitigem Augenzwinkern und einer Bemerkung
wie „Swiss Chocolate“ das etwas übergewichtige
Gepäck ohne Zusatzkosten. Die Flüge nach San Francisco, bzw. nach Zürich
starten pünktlich. Doch bei Swiss sind erstaunliche Defizite spürbar: zuerst
ist im Flugzeug angeblich kein Gin für einen Gin Tonic verfügbar, dann geht
nach einigen Stunden Flugzeit das Wasser aus, weil das Auffüllen der
Wassertanks in San Francisco schlicht und einfach vergessen wurde! Kein
Kaffee oder Tee zum Frühstück, nur Mineral, Coca oder Orangensaft. Der
erwartete Kaffeegutschein am Flughafen Kloten bleibt auch aus – hopp SWISS. |
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Résumé alle Übernachtungsplätze |
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Nach fast 5‘000 km blicken wir total glücklich und zufrieden
auf unsere US South Reise zurück. Die erlebten Eindrücke sind so vielfältig,
dass wir noch gar nicht alles richtig verarbeitet haben. Alles hat wie
geplant geklappt, ausser dem gefrorenen Wasserschlauch. Wettermässig haben
wir Frost, 30 Grad Hitze, viel Wind und nur einen Regentag erleiden müssen. Landschaftsmässig hat uns New Mexico am meisten überrascht:
riesige, kaum bewohnte Wüsten- und Steppengebiete im Süden dieses
Bundesstaates. Arizona ist und bleibt für uns nach wie vor der Favorit in den
USA - die imposanten, z.T. farbigen Berg- und Canyonlandschaften,
die Vegetation im Süden mit den unzähligen Kakteen, kombiniert mit den
angenehm warmen Temperaturen machen Arizona immer wieder erlebenswert. Das Fahren und Wohnen in unserem grossen Motorhome
war erste Klasse – über die verbrauchte Benzinmenge haben wir Stillschweigen
vereinbart. Unsere Empfehlung für zukünftige USA-Ferienreisende: - Reise mit einem Motorhome
machen – das Fahren ist einfach, die Motorhomes und
Campgrounds sind komfortabel eingerichtet, man ist
oft in der Natur und hat schnell Kontakt zu andern Campern. -
State Parks bieten immer
idyllischere und grosszügigere Plätze an, praktisch alle können heute online
besichtigt und reserviert werden, zudem sind sie günstiger als private
Campingplätze (15$ – 30$ gegenüber 25$ - 55$). - Sich informieren über aktuelle
Feuer/Waldbrandgefahr in der Gegend. - Distanzen
nicht unterschätzen und Tempolimiten einhalten. - Wetterberichte beachten: das Wetter
kann je nach Gegend sehr schnell ändern und viel extremer auftreten als bei
uns in Mitteleuropa. Allen zukünftigen Reisenden wüschen wir viele schöne,
bleibende Eindrücke und eine gute, pannen- und unfallfreie Fahrt. |